Christian Hafner hat für die Urmitzer Firma AWR schon viele Gebäude abgebrochen, doch dass Menschen mit Tränen in den Augen auf der anderen Seite der Umzäunung standen, das gab es noch nicht so oft. Seit der vergangenen Woche läuft der Abbruch der Pfarrkirche Maria Hilf in Lützel – „und manchmal kommen Leute vorbei, die hier getauft wurden oder geheiratet haben“, sagt der Bauleiter.

Ein bewegender Anblick ist es für sie zu sehen, wie die beiden großen Bagger das Gotteshaus Stück für Stück dem Erdboden gleichmachen. Anfang der vergangenen Woche waren sie angerückt und hatten zunächst angefangen, Pfarrheim und Pfarrhaus abzureißen. In dieser Woche nun hat sich einer der Bagger die eigentliche Kirche vorgenommen, die seit den 50er-Jahren an der Mayener Straße direkt oberhalb der B 9 steht. Der andere Bagger „pulverisiert“ währenddessen den Bauschutt der anderen Gebäude und macht diesen damit fertig zum Abtransport.

Seit dem 21. Januar ist die alte Maria-Hilf-Kirche schon kein geweihter Ort mehr. An diesem Tag wurde das baufällige Gebäude profanisiert, eine Sanierung wäre so aufwendig und teuer gewesen, dass diese sich einfach nicht mehr gelohnt hätte. An die Stelle der Kirche wird nun ein neues Pflegeheim treten, der Bau soll so bald wie möglich beginnen.

So schmerzlich der Abriss der Kirche für viele Gläubige auch ist, so ist es doch ein Trost, dass die Pfarrei Maria Hilf bleibt. Denn nicht alles auf dem Gelände an der Mayener Straße muss weichen: Die denkmalgeschützte Marienkapelle, die direkt an das große Kirchenschiff grenzt, bleibt bestehen und wird künftig als selbstständiges kleines Gotteshaus für die Gemeinde bereitstehen, Umbau und Sanierung sind für dieses Jahr geplant. Christian Hafner und seine Kollegen stellt es derweil vor einige Herausforderungen, dass die Kapelle stehen bleibt. Zunächst einmal wurde der Zugang von der großen Kirche zur Kapelle mit Holz zugemacht, damit kein Staub und Dreck vom Abriss hineindringen können. Und bevor das große Kirchenschiff komplett abgerissen wird, muss erst einmal eine Konstruktion aus Stahlträgern und Holz eingebaut werden, um das Dach der Kapelle abzustützen. „Das ist dann Ende dieser oder Anfang nächster Woche fertig“, sagt Hafner. Und wenn dies so weit ist, kann die Kapelle von der großen Kirche abgetrennt werden – und zwar von Hand.

Vor Beginn des eigentlichen Abbruchs hatte AWR die Kirche, das Pfarrhaus und das Pfarrheim bereits entkernt: Möbel, Fußböden und Co. wurden entfernt, Spezialisten kümmerten sich um belastete Stoffe wie Asbest, Glaswolle oder teerhaltige Materialien, die auf spezielle Weise entsorgt werden müssen. Und wenn nun der Abriss bald vorbei ist und die Trümmer – ebenfalls ordentlich getrennt nach Stein, Holz, Eisen, Dachpappe und so weiter – abtransportiert wurden, wird noch der Keller abgetragen. Dann steht nur noch die Marienkapelle auf dem Grundstück an der B 9 – bis hier wieder etwas Neues entsteht.

Von unserer Redakteurin Stephanie Mersmann
Quelle: Rhein-Zeitung (LINK)