Von Michael Kapp

Nachdem die letzte Hoffnungen auf einen Investor gescheitert waren, wurde das ehemalige Ihm-Verwaltungsgebäude nun abgerissen.

RAUNHEIM – Für die Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist in den vergangenen Tagen im Airport Garden das ehemalige Ihm-Verwaltungsgebäude abgerissen worden. Bis zuletzt hatte die Stadt Raunheim gehofft, dass sich ein Investor findet, der sich von dem benachbarten Fabrikgebäude, in dem sich einmal die zur Lederfabrik gehörende Gerberei befand, inspirieren ließ. Bekanntlich ist das Gebäude mit den markanten Ecktürmen komplett saniert und inzwischen auch weitgehend neu bezogenen. Die Aufwendungen dafür, hatte der ausführende Architekt gegenüber dieser Zeitung erklärt, sei allerdings deutlich höher ausgefallen, als ursprünglich angenommen.

Zunächst von einem Rüsselsheimer Investor erworben, der sich von dem im Jahr 1916 fertiggestellten Büro- und Färbereigebäude wieder trennte, wurde mittlerweile die IFA Projektgesellschaft Eigentümerin des Gebäudes. Wie Jan Laubscheer, Leiter des Eigenbetriebs Stadtentwicklung, auf Nachfrage erklärte, werde sich der Bauherr, der schon vor einigen Wochen damit begonnen hatte, dass als kleinteilig wahrzunehmende Gebäude zu entkernen, an der Kubatur der bereits restaurierten Gerberei orientieren. Dort ist bekanntlich die Lufthansa mit ihrer Kantine eingezogen. Im Obergeschoss hat sich unter anderem der chinesische Autobauer Cherry niedergelassen.

Büros mit insgesamt 9000 bis 10000 Quadratmetern

In den in unmittelbarer Nachbarschaft demnächst entstehenden Neubau, so teilt die IFA mit, soll eine von zwei Büroeinheiten mit insgesamt 9000 bis 10 000 Quadratmeter Fläche entstehen. Auf dem derzeit noch brachliegenden Areal zwischen dem Ihm-Verwaltungsgebäude und dem Blockheizwerk soll das zweite Bürogebäude entstehen. Dort sollen zwei flexibel nutzbare Veranstaltungsbereiche in einer Größenordnung von bis zu 750 Quadratmetern entstehen. Daran schließen sich ein 4-Sterne-Hotel mit 210 Zimmern sowie ein Boardinghouse mit 191 Appartements an. Entlang der Bahnlinie, zwischen dem dort vorhandenen öffentlichen Parkplatz und dem Flörsheimer Waldweg, entsteht ein lang gestrecktes Parkhaus, in dem 920 Stellplätzen zur Verfügung stehen sollen. Die drei Gebäude, wovon jene, die auf der Freifläche entstehen, mit einander verbunden sein sollen, verfügen jeweils über ein Atrium. Damit hat sich der Architekt am Verwaltungsgebäude orientiert.

Mit dem Abriss des Gebäudes endet auch ein Teil der Raunheimer Industriegeschichte. Dass zuvor in Mainz beheimatete Unternehmen Reart Ihm, in dem auch viele Ortsansässige eine berufliche Perspektive fanden, war vor allem wegen der guten Wasserqualität nach Raunheim umgezogen.

Überlegungen zum Denkmalschutz

Zwischen Ende 1908 und 1909, wie es in dem in der Edition Peter Reimer im Jahr 2004 erschienen Buch über die „Rudolf Ihm AG“ heißt, wurden im östlichen Gemarkungsgebiet 13,5 Hektar Grund erworben. Neben den genannten sowie weiteren Fabrikhallen wurden auch Häuser für die Mitarbeiter errichtet. Diese verschwanden im Zuge der Erschließung.

Für das jetzt abgerissene Verwaltungsgebäude war anfangs noch überlegt worden, ob dieses gegebenenfalls unter Denkmalschutz gestellt werden kann. Lange Zeit hatte darin der namhafte Raunheimer Maler Hans Nauheimer, an den in der vor einigen Jahren neu entstanden Fußgänger- und Radfahrerunterführung erinnert wird, sein Atelier. Zeitweilig soll auch der Frankfurter Choreograf William Forsyth an der Anmietung von Räumlichkeiten in dem Gebäude interessiert gewesen sein. Die Stadt Raunheim, dabei von der Nassauischen Heimstätte unterstützt, hatte die Hallen außerdem für die Realisierung verschiedener sozialer Projekte und Kunst-Perfomances zur Verfügung gestellt.

Quelle: Main-Spitze